Inspiriert durch eine Frage bei Twitter, welche Empfehlungen es für den langfristigen Vermögensaufbau für einen Einsteiger gäbe, starte ich diese Artikelserie.
In einem ersten Schritt werden die Basics erläutert, ehe in den nachfolgenden Artikeln einige sinnvolle Produkte und Lösungen vorgestellt und anhand der nachfolgenden Kriterien bewertet werden.
Die Basics für ein langfristig erfolgreiches Portfolio
Das Erfolgsrezept für ein langfristig erfolgreiches Portfolio lässt sich wie folgt in einem Satz auf den Punkt bringen:
„Investieren Sie regelbasiert, kostengünstig und antizyklisch in ein breit diversifiziertes Portfolio, das Ihrem Risikoprofil entspricht.“
Finanz-Caddie
Regelbasiertes Investieren
Das regelbasierte Investieren hilft, einen der größten Fehler bei der Geldanlage zu vermeiden. Nämlich das plan- und strategielose Investieren. Fragen Sie sich also zuerst, was Ihr Ziel ist und leiten Sie daraus Ihre Strategie, also Ihre Regeln ab.
Haben Sie beispielsweise noch Jahrzehnte bis zum Ruhestand und Sie wollen diesen finanziell absichern, dann werden Sie andere Regeln definieren, als jemand, der in wenigen Jahren einen Großteil des Vermögens für das Eigenheim verwenden möchte.
Folgende Fragen sollen Ihnen eine Hilfestellung für Ihre eigene Definition einer regelbasierten Strategie geben:
- wie hoch soll der Anteil der unterschiedlichen Asset-Klassen im Portfolio sein? (Risikoprofil)
- wie häufig stelle ich die ursprünglich festgelegte Gewichtung in meinem Portfolio wieder her? (Rebalancing)
- wieviel Cash soll ich ich auf der hohen Kante behalten, um in schlechten Zeit mein Portfolio nicht zu plündern?
- wie hoch kann oder soll meine monatliche Sparrate sein?
- nutze ich Dividenden und Ausschüttungen für den Konsum oder investiere ich diese unmittelbar wieder?
Aus Erfahrung kann ich Ihnen raten, die eigens definierten Regeln aufzuschreiben und diese einzuhalten.
Allerdings sollten jene nicht auf immer und ewig in Stein gemeißelt sein, denn es können sich sowohl Ihre Rahmenbedingungen als auch die langfristigen Rahmenbedingungen am Markt verändern. Sobald Sie jedoch eine Anpassung der Regeln in Erwägung ziehen, analysieren Sie diese umfassend bezüglich Aufwand, Kosten und Nutzen.
Auf die Kosten achten
Um es sinngemäß mit den Worten von John C. Bogle, dem Gründer von Vanguard, auszudrücken, ist es für Investoren ein Nullsummenspiel, den Markt zu schlagen. Denn die Gesamtheit der Investoren muss die Markrendite erhalten. Aber dieser Gewinn reduziert sich stets um die Kosten für das Portfoliomanagement und die Handelkosten innerhalb des Portfolios. Nach Abzug der Kosten wird das Nullsummenspiel zu einem Verliererspiel. (Quelle)
Halten Sie also die Kosten so gering wie möglich. Dabei geht es nicht darum, die letzte Nachkommastelle der jährlichen Verwaltungskosten zu optimieren.
Wenn Sie eine kostengünstige Anlage gefunden haben, dann bleiben Sie dabei, auch wenn künftig am Markt günstigere Angebote auftauchen. Denn durch den Verkauf der bisherigen Anteile werden Kursgewinne steuerpflichtig und damit reduziert sich der Preisvorteil. Rechnen Sie also genau nach ehe Sie Ihre Portfolio aus vermeintlichen Kostengründen umschichten.
Nach meiner Überzeugung sollten Sie Produkte meiden, die jährliche Gesamtkosten (TER) von mehr als 1% verursachen. Weiterhin gilt es beim Kauf und Verkauf die einmaligen Kosten in Blick zu behalten.
Monatliche Sparpläne auf ETFs und Einzelaktien bieten zahlreiche Broker kostenlos oder zu extrem niedrigen Gebühren an. Eine sehr gute Übersicht der gut und günstigen Broker finden Sie auf Finanztip.
Antizyklisch handeln
Auch bei Finanzanlagen gilt die alte Kaufmannsregel. Günstig einkaufen, teuer verkaufen. Demnach würde auf den ersten Blick alles für eine gezielte Auswahl von Finanzinstrumenten (Stockpicking) und der Suche nach dem idealen Ein- und Ausstiegszeitpunkt (Market Timing) sprechen.
Das diese Strategie langfristig nicht erfolgreich ist, habe ich bereits in diesem Beitrag beschrieben.
Was also stattdessen tun?
Das regelmäßige Wiederherstellen Ihrer ursprünglichen Asset-Allokation (Rebalancing) ist bereits perfekt antizyklisch für den langfristigen Vermögensaufbau. Um das Portfolio auf die anfängliche Gewichtung zurückzusetzen, verkaufen Sie die Position(en), die besser gelaufen sind und kaufen die Position(en) nach, die sich schlechter entwickelt haben.
Diversifikation als „free lunch“
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Harry M. Markowitz meinte, dass die Diversifikation das einzige ist, was es beim Investieren umsonst gibt. (siehe hierzu) Denn dadurch lässt sich im Vergleich zu den Einzelrisiken und Einzelrenditen in einem Portfolio entweder das Risiko bei gleicher Rendite reduzieren, oder die Rendite bei gleichem Risiko erhöhen.
Bei der Diversifikation gibt es jedoch einige wichtige Aspekte zu beachten.
Ein Portfolio ist erst dann ausreichend diversifiziert, wenn es unterschiedliche Branchen, Regionen, Sektoren und Assetklassen berücksichtigt. Für Aktien ist eine weltweite Streuung zu empfehlen. Bei Anleihen können je nach Risikoneigung des Investors zu den recht sicheren europäischen Staatsanleihen auch weltweite Staatsanleihen und Unternehmensanleihen beigemischt werden.
Tages- und Festgeld, Rohstoffe und in homöopathischen Dosen Kryptowährungen runden die Diversifikation im Portfolio ab.
Ein sehr gutes Beispiel für den langfristigen Vermögensaufbau im Rahmen eines weltweit diversifizierten Portfolios stellt der Norwegische Staatsfonds dar, der von 2016 bis 2020 eine Rendite nach Kosten in Höhe von 8,63% p.a. erzielt hat.
Assetklasse | Anteil am Portfolio | Anzahl Länder | Anzahl Einzelwerte |
---|---|---|---|
Aktien | 72,8% | 69 | 9.123 |
Anleihen | 24,7% | 45 | 1.245 |
Immobilien | 2,5% | 14 | 867 |
Portfolio nach dem eigenen Risikoprofil
Damit Sie langfristig erfolgreich investiert bleiben, muss Ihr Portfolio an Ihr Risikoprofil angepasst sein. Eine erste Hilfestellung finden Sie in diesem Artikel. Denn nichts ist Schlimmer als schlaflose Nächte, wenn das Portfolio massiv im Minus ist und Sie aus Panik Positionen verkaufen.
Seien Sie nicht zu mutig, aber auch nicht zu defensiv und behalten Sie in allen Marktphasen einen kühlen Kopf. Sollte es an den Börsen zu turbulent werden, so kann ein Review Ihrer Strategie und Regeln angebracht sein.
Meiner persönliche Einschätzung nach vermindert eine Aktienquote größer 80% den Diversifikationseffekt und erhöht Ihr Risiko für Kursverluste in Abwärtsphasen. Ebenso sollte die Aktienquote nicht kleiner als 20% sein, da Sie in diesem Fall die langfristigen Chancen des Kapitalmarktes nicht ausreichend nutzen und damit den langfristigen Vermögensaufbau einschränken.
Ausblick
In den nächsten Artikeln dieser Serie werde ich Ihnen einfache Investitionsmöglichkeiten vorstellen und diese auf Basis der genannten Kriterien für den langfristigen Vermögensaufbau bewerten.
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Vielen Dank für diese tolle Zusammenfassung der Basics des Investierens! Da sind einige hilfreiche Tipps dabei! Wichtig ist sicherlich auch die Art des Investierens und ob die richtigen Voraussetzungen vorhanden sind. Beispielsweise sollte es immer einen „Notgroschen“ für schlechte Zeiten oder unvorhergesehene Ereignisse geben und man sollte auch langfristig investieren wollen.
Gerade heutzutage scheinen immer mehr junge Leute eher das schnelle Geld zu suchen und nur nach dem Entwicklungschart zu schauen. Das finde ich einen fatalen Fehler!
Das ist auch einer der Gründe, wieso ich auf meinem Blog einen Fokus auf langfristiges Investieren gelegt habe und ein paar Unternehmen vorstelle. Schau gerne einmal vorbei:
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