Bitcoin – ein todsicheres Investment?

Nachdem der Bitcoin-Kurs in den letzten Wochen explodierte, ist er wieder in aller Munde. Sowohl in den sozialen Medien als auch in der seriösen Fachpresse wird der Kursverlauf entsprechend kommentiert und teilweise astronomische Kursziele propagiert. Diese Entwicklung erinnert mich an die irrsinnige Kursentwicklung am Neuen Markt und dem nachfolgenden Crash.

Aber für wen kann sich ein Investment lohnen, welche Risiken sind damit verbunden und wie funktioniert der Bitcoin im Allgemeinen?

Was ist der Bitcoin und wie funktioniert er?

Den Bitcoin gibt es seit 2009. Er ist die älteste und auch die weltweit führende Kryptowährung. Ingesamt gibt es 8.119 unterschiedliche Kryptowährungen am Markt, wobei der Bitcoin mit einer Marktkapitalisierung von 728 Mrd US$ eine Marktdominanz in Höhe von 69% innehat (Stand: 28.12.2020).

Bitcoin wird häufig als digitales Gold bezeichnet, da er nicht beliebig vermehrbar ist. So beschränkt das Bitcoin Protokoll die maximale Menge an Coins auf knapp 21 Millionen. Davon waren im November 2020 bereits 18,53 Mio im Umlauf1.
Dieser Fakt wird gerne als Argumentation herangezogen, die dem Bitcoin eine dauerhafte Wertstabilität und somit Krisensicherheit unterstellt.

Bitcoins werden innerhalb der Blockchain, einer von den Usern gemeinsam dezentral und redundant verwalteten Datenbank, erzeugt und als Zahlungsmittel verwendet. Für das Bezahlen mit Bitcoin wird eine Transaktionsgebühr fällig. Sie ist umso höher, je schneller die Transaktion in der Blockchain ausgeführt werden soll.
Bis zum Limit von rund 21 Millionen Bitcoins entstehen zusätzliche Bitcoins durch das Lösen von kryptographischer Aufgaben, dem sogenannten Mining. Dabei erhält der Miner für das zur Verfügung stellen von Rechnerleistung eine Vergütung, die sich aus einer Belohnung und den Transaktionsgebühren zusammensetzt. Bisher wurden in Summe ca. 591,59 Mio Transaktionen2 durchgeführt.

Vergleich des Bitcoins mit dem Euro

Im Mai 2020 waren in der Eurozone rund 9.630 Mrd Euro in Form von Bargeld oder Sichteinlagen im Umlauf3. Damit umfasst die gesamte Marktkapitalisierung des Bitcoins zur Zeit rund 4,25% des Euro.
Oder anders ausgedrückt: weltweit wäre jeder zwanzigste Euro bereits in Bitcoin investiert.

Aber kann der Bitcoin wirklich als Zahlungsmittel dienen?
Betrachten wir hierzu die Funktionen des Geldes:

  • Tausch- und Zahlungsmittel: vereinfacht den Austausch von Gütern, ermöglicht Finanztransaktionen und ist damit allgemein akzeptiert.
  • Wertaufbewahrungsmittel: Geld muss haltbar und wertbeständig sein.
  • Recheneinheit: die Preise aller Wirtschaftsgüter lassen sich in Geldpreisen darstellen.

Da es kaum Akzeptanzstellen für die Bezahlung mit Bitcoin gibt, erfüllt er die Funktion als Tausch- und Zahlungsmittel äußerst eingeschränkt. Zumal die Transaktionsgeschwindigkeit trotz hoher Gebühren sehr gering ist. Diese beträgt im besten Fall rund 10 Minuten und kann unter Anwendung der niedrigsten Transaktionsgebühren mehr als 2 Tage (!) dauern.

Weil der Kursverlauf des Bitcoin zum Euro sehr dynamisch ist, kann dieser auch nicht als Wertaufbewahrungsmittel dienen. Würden wir unsere Löhne, Gehälter, Dividenden, etc. in Bitcoin ausgezahlt bekommen, dann würden wir diese wahrscheinlich alsbald in Euro tauschen, damit wir sicher unseren Lebensunterhalt bestreiten könnten. Andernfalls würden wir uns bei kurzfristigen Kursverlusten dem Risiko einer plötzlichen Geldentwertung (Inflation!) gegenüberstehen.

Jedoch kann der Bitcoin als Recheneinheit dienen, da er beliebig teilbar ist. So ließen sich theoretisch alle Preise von Wirtschaftsgütern in Bitcoin darstellen. Allerdings würden diese sehr stark schwanken und müssten ständig angepasst werden.

Somit erfüllen Krypto-Assets, wie der Bitcoin, die Funktionen des Geldes nur in einem sehr beschränktem Umfang.
Daher ist der Bitcoin eher vergleichbar mit Gold. Allerdings ist die Wertstabilität, die man sich von einem Investment in Gold erwartet, aufgrund der bisherigen Kursschwankungen eher nicht gewährleistet.
Folglich würde ich den Bitcoin als rein spekulative Geldanlage einstufen.

Chancen und Risiken für ein Investment in Bitcoin

Da eine Kryptowährung nicht so einfach bewertbar ist, wie beispielsweise die Aktie eines Unternehmens, bleibt uns zur Bewertung der Chancen und Risiken nur der Blick auf den Chart und damit auf die historische Kursentwicklung.

Wer bereits sehr früh in den Bitcoin eingestiegen ist, also bis spätestens Mitte 2017, der konnte eine beachtliche Rendite durch Buy and Hold (in diesem Zusammenhang auch als „HODL“ bezeichnet) erwirtschaften. Gleiches gilt für Investoren, die Kursrückgänge zum Kauf genutzt haben. Und natürlich ist ein derartig schwankendes Finanzinstrument auch bei Tradern sehr beliebt und bietet entsprechende Chancen auf schnelle und hohe Kursgewinne.

Allerdings dürfen wir bei aller Euphorie die Risiken nicht ausblenden. Wer auf dem Hoch Ende 2017 eingestiegen ist, der konnte erst vor wenigen Tagen die Verlustphase von insgesamt 1.096 Tagen beenden.
Weiterhin hat der Bitcoin in den letzten 6 Jahren einen maximalen Verlust in Höhe von 83% verbucht. Dies in Verbindung mit der sehr hohen Volatilität machen ihn zu einem Investment, bei dem man eher unruhige Nächte als Sicherheit hat.

Und natürlich gilt auch bei Kryptowährungen, dass hohe Renditen nur mit einem hohen Risiko erzielt werden können. Wer also eine Alternative zu Gold oder auch Bar- und Tagesgeld sucht, sollte die Finger vom Bitcoin lassen.
Wer sich der Risiken bewusst ist und diese auch (er-)tragen kann, kann den Bitcoin zur Portfolio-Diversifikation nutzen. Aber seien Sie sich bewußt, dass die Dosis das Gift macht.

Take-aways

  • Der Bitcoin ist weder virtuelles Gold noch Zahlungsmittel, sondern ein rein spekulatives Investment.
  • Der Wert des Bitcoins ist nicht meßbar. Daher kann dieser beliebig hoch bzw. niedrig sein und hängt einzig von den Erwartungen der Marktteilnehmer ab.
  • Eine Investition sollte nur auf den Teil Ihres Vermögens beschränkt sein, bei dem Sie auch bereit sind einen Totalverlust zu akzeptieren.

Sämtliche Inhalte wurden nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und dargestellt. Eine Haftung für deren Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit und Genauigkeit wird ausgeschlossen. Kursentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Dieser Beitrag dient ausschließlich der allgemeinen Bildung und der persönlichen Unterhaltung. Er stellt weder eine Rechts-, Anlage- oder Steuerberatung oder eine Aufforderung zum Kauf / Verkauf der erwähnten Finanzinstrumente (Wertpapiere, ETFs, etc.) dar.
Eine Haftung für materielle und/oder immaterielle Schäden, die durch Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte oder durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte verursacht wurden, wird ausgeschlossen.


1 Blockchain. (2020). Anzahl der sich im Umlauf befindlichen Bitcoins von Oktober 2016 bis November 2020 (in Millionen)Statista. Statista GmbH. Zugriff: 26. Dezember 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/283301/umfrage/gesamtzahl-der-bitcoins-in-umlauf/

2 Blockchain. (2020). Gesamtzahl aller Bitcoin-Transaktionen weltweit von Dezember 2016 bis November 2020 (in Millionen)Statista. Statista GmbH. Zugriff: 26. Dezember 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/315084/umfrage/gesamtzahl-aller-bitcoin-transaktionen-weltweit/

3 EZB. (2020). Entwicklung der Geldmenge M1 in der Euro-Zone von 1997 bis Mai 2020 (in Milliarden Euro)Statista. Statista GmbH. Zugriff: 28. Dezember 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/241800/umfrage/entwicklung-der-geldmenge-m1-in-der-euro-zone/

2 Gedanken zu „Bitcoin – ein todsicheres Investment?

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