Die nachfolgenden 10 Tipps zum erfolgreichen Investieren sollen eine erste Orientierung geben, um den Wald vor lauter Bäumen nicht zu übersehen.
Neben einigen einfachen und logischen Tipps, verrate ich Ihnen am Ende des Artikel meinen bisher mächtigsten Tipp, den ich während meiner beruflichen Laufbahn stets umgesetzt habe.
Natürlich bietet diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre „Geheim“-Tipps in den Kommentaren mit den Lesern teilen würden.
#1: Schulden tilgen
Die sicherste Rendite, die es am Kapitalmarkt gibt, ist die Tilgung der eigenen Schulden.
Insbesondere wenn Sie regelmäßig den teuren Dispositionskredit Ihrer Bank in Anspruch nehmen, dann sollten Sie diesen zuerst tilgen, ehe Sie über den langfristigen Vermögensaufbau nachdenken.
Wie sieht es mit einer langfristigen Baufinanzierung aus?
Hier kommt es auf die Rahmenbedingungen an. Falls der Zinssatz des Immobilienkredits sehr niedrig ist und dieser auch über einen langen Zeitraum festgeschrieben ist, dann kann grundsätzlich auch parallel der Vermögensaufbau in Angriff genommen werden.
Allerdings können auch jährliche Sondertilgungen des Immobiliendarlehens eine Alternative zum klassischen Vermögensaufbau darstellen.
#2: Eiserne Reserve aufbauen
Womit bezahlen Sie die Reparatur der Waschmaschine, des Autos oder ungeplante Ausgaben?
Hoffentlich haben Sie eine eiserne Reserve, wie beispielsweise Tagesgeld, die immer verfügbar ist. Denn ist gibt nichts Schlimmeres für einen langfristigen Investor als in einer schlechten Marktphase Aktien verkaufen zu müssen, wenn dieser kurzfristig Geld benötigt.
Wie hoch soll die eiserne Reserve bemessen sein?
Die Höhe der eisernen Reserve ist absolut individuell und kann sich auch im Lebensverlauf verändern. Sie sollte aber zumindest Ihre ungeplanten Sonderausgaben innerhalb der nächsten 24 Monate abdecken. Nur dann bietet sie einen Schutzwall für den langfristigen Vermögensaufbau.
#3: Risikobereitschaft ermitteln
Bevor Sie auch nur einen Euro an der Börse investieren, sollten Sie Ihre eigene Risikobereitschaft analysieren und kennen.
Ab welcher Höhe des Verlustes in Ihrem Portfolio werden Sie nervös?
Wie lange können Sie eine Verlustphase ertragen?
Im Rahmen der Artikel-Serie „Portfoliotheorie“ finden Sie eine Orientierung, wie Sie sich an Ihre persönliches Risikoprofil herantasten können.
#4: Investmentstrategie festlegen
Der wesentliche Schlüssel des Erfolgs beim langfristigen Investieren ist, eine eigene Strategie zu finden und diese langfristig konsequent umzusetzen.
Unabhängig von der Art und Weise wie das eigene Portfolio zusammengestellt wird, herrscht innerhalb der Finanzexperten Einigkeit darüber, dass eine solide Diversifikation unabdingbar ist.
Die nachfolgende Tabelle zeigt beispielhaft, welche Portfoliostrukturen im Private Banking von Seiten der Banking Commerzbank, Sal. Oppenheim und dem Bankhaus Metzler als empfehlenswert eingestuft wurden.
Aktien | Bargeld | Rohstoffe | Anleihen | |
---|---|---|---|---|
Commerzbank 1 | 69% | 14% | 8,7% | 8,3% |
Sal. Oppenheim 2 | 36,7% | 3% | 14,7% | 45,6% |
Bankhaus Metzler 3 | 57% | 8% | 0% | 35% |
Zwar unterscheiden sich die Portfolios in deren Gewichtung, jedoch haben sie gemein, dass das eingesetzte Kapital über mindestens 3 Assetklassen gestreut und damit das Risiko minimiert wird.
In welcher Höhe Aktien, Anleihen und risikoarme Anlageklassen, wie Bar- oder Festgeld, dem Portfolio beigemischt werden, hängt letztendlich von der persönlichen Risikobereitschaft des Investors ab.
#5: Die geeigneten Finanzinstrumente suchen
Ob das künftige Portfolio aus einzelnen Aktien, Investmentfonds oder ETFs aufgebaut wird, hängt von der Vorliebe, der Erfahrung und dem Zeitaufwand des Investors ab. Über dieses Thema lässt sich vorzüglich diskutieren, denn es füllt ganze Bibliotheken, Blogs, Zeitschriften, etc.
Möchte der Investor passiv dem Markt folgen, so kann er kostengünstig ETFs erwerben und die Marktrendite abzüglich der jährlichen Gesamtkosten (TER) erzielen. Heutzutage sind die Gesamtkosten sehr gering und liegen in der Regel zwischen rund 0,1% und 0,5% pro Jahr.
Aktive Investoren versuchen den Markt zu schlagen. Dabei wählen sie als Finanzinstrumente entweder einzelne Aktien, deren Verwaltung meist keine weiteren Kosten verursacht, oder aktiv gemanagte Investmentfonds. Für diese fällt eine jährliche Verwaltungspauschale (meist größer als 1% pro Jahr) und meist noch ein Ausgabeaufschlag beim Kauf (üblich sind 2,5% bis 5%) an.
Ein Blick auf das weltweite Anlageuniversum zeigt, dass es rund 7000 ETF4 (Stand: 2019) und beinahe 120.000 Investmentfonds5 (Stand: 2018) gibt. Alleine diese beiden Zahlen machen deutlich, dass es schier unmöglich ist, das „perfekte“ Portfolio zu finden.
Einen Überblick über die in Deutschland handelbaren ETF (Aktien, Anleihen, Rohstoffe, etc.) bietet das Portal Just ETF.
#6: Den geeigneten Broker suchen
Mittlerweile macht es die Digitalisierung möglich, Aktien und ETF bei Onlinebrokern schnell, einfach und kostengünstig zu handeln. Brokervergleich.de zeigt Ihnen eine Übersicht der unterschiedlichen Broker und bewertet jene nach deren Preis-/ Leistungsverhältnis.
Bei der Auswahl Ihres Brokers sollten Sie nicht nur auf die Order- und Depotgebühren, sondern auch auf die zusätzlichen Dienstleistungen und deren Kosten achten.
Manche Zusatzgebühren, wie jene für Auslandsdividenden, sind für einen passiven ETF Investor irrelevant. Jedoch betreffen Negativzinsen alle Investoren im gleichen Maße.
Weiterhin sollte der Broker eine ordentliche Webseite zum Handeln der Wertpapiere und / oder ETF anbieten. Denn ein Broker, der den Handel nur über das Smartphone anbietet, ist vielleicht zum Spielen ganz nett, aber für den langfristigen, ernsthaften Vermögensaufbau ungeeignet.
#7: Sparplan einrichten und durchhalten
Wie bestimmen Sie Ihr Budget, für das monatliche Sparen?
Natürlich besteht die Möglichkeit über ein Haushaltsbuch die Erkenntnis zu erlangen, welchen monatlichen Sparbetrag Sie sich leisten können. Aber dabei besteht die Gefahr, dass Sie sich verzetteln und nie oder viel zu spät mit dem Investieren beginnen.
Meine klare Empfehlung ist: starten Sie mit einem beliebig kleinen monatlichen Betrag, von dem Sie überzeugt sind, dass Sie diesen dauerhaft sparen können und richten Sie einen monatlichen Sparplan ein. Der Sparplan sollte kurz nach dem Erhalt Ihres Lohnes oder Gehaltes ausgeführt werden. So ist sichergestellt, dass die Sparrate im laufenden Monat nicht mehr für den Konsum zur Verfügung steht.
Verfolgen Sie dann fortlaufend Ihren Kontostand und achten Sie darauf, dass das Konto stets im Plus bleibt. Vielleicht hinterfragen Sie dabei auch Ihr Konsumverhalten.
Ist Ihr Girokonto am Monatsende, bzw. bevor der nächste Lohn- oder Gehaltseingang gebucht wird, in den kommenden Monaten stets positiv, dann erhöhen Sie schrittweise die Sparquote und zwar solange, wie zum Monatsende bzw. vor dem nächsten Lohn- oder Gehaltseingang das Girokonto ausgeglichen ist und es keinen Überschuss erwirtschaftet. Nun haben Sie Ihre optimale Sparrate gefunden.
#8: Regelmäßiges Rebalancing
Legen Sie ein Ziel für die Gewichtung der unterschiedlichen Assetklassen in Ihrem Portfolio fest und halten Sie dieses regelmäßig im Gleichgewicht. Dadurch erzielen Sie eine höhere Rendite bei gleichem Risiko.
Das Rebalancing sollte mindestens einmal pro Jahr erfolgen und stellt neben der Diversifikation das „Free Lunch of Investing“ dar.
Weitere Informationen zum Rebalancing und dessen Auswirkungen auf Risiko und Rendite, finden Sie im Teil 4 der Artikel-Serie „Portfoliotheorie„.
#9: KISS – Keep it smart and simple
Das Internet ist voll von Tipps rund um das persönliche Zeitmanagement. Und auch in Sachen Finanzen kann die Wahl der Anlagestrategie einen wesentlichen Einfluss auf den eigenen Zeitaufwand haben.
Wer mit möglichst wenig Aufwand langfristig investieren möchte, sollte auf einfache und passive Produkte, also ETFs, setzen.
Die Selektion von Einzelaktien, die Jagd nach Dividendenaktien, usw. bedeutet wesentlich mehr Aufwand und Zeit. Weiterhin ist es fraglich, ob damit tatsächlich eine höhere Rendite als mit einer ETF-Strategie erzielt werden kann.
Für ein breit gestreutes Portfolio, das Chancen und Risiken angemessen berücksichtigt, genügen bereits einige wenige ETFs. Deshalb rate ich, das Portfolio von Anfang an schlank und übersichtlich zu halten.
#10: Jede Gehaltserhöhung zu 50% investieren
Abschließend kommt der mächtigste und einfachste aller Tipps, der seine Magie bei jungen Investoren am stärksten entfaltet.
Genießen Sie jede Gehaltserhöhung und Sonderzahlungen nur zur Hälfte und investieren Sie die andere!
Warum sollten Sie das tun?
Ganz einfach. Weil Sie sich sehr schnell an den neuen Lebensstandard gewöhnen und diesen Lieben lernen werden. Egal ob Sie 50% oder 100% der Gehaltserhöhung konsumieren.
Wird das zusätzliche Gehalt jedoch vollständig zu Konsumzwecken verwendet, bleibt Ihre Sparquote unverändert und Ihr Vermögensaufbau wird sich durch den Zinseszins nicht exponentiell beschleunigen.
Was glauben Sie, wie sich eine Erhöhung der Sparrate um 50 EUR pro Monat auswirken kann?
Bei einer Kapitalmarktrendite von 6% pro Jahr und einer Laufzeit von 30 Jahren kann sich Ihr Vermögen um beinahe 50.000 EUR vermehren.
Möchten Sie Ihren individuellen Wert berechnen, so finden Sie beispielsweise mit dem Sparplanrechner ein hilfreiches und einfach zu bedienendes Tool.
Fazit
Kümmern Sie sich um Ihre Finanzen und machen Sie mit den 10 Tipps den ersten Schritt. Denn auch kleine Sparraten entfalten über die Jahre eine enorme Wirkung.
Weitere Informationen und Tipps über das solide Investieren werden Sie zuhauf im Internet, in Büchern und Zeitschriften finden. Bilden Sie sich aber Ihre eigene Meinung und gehen Sie Ihren eigenen Weg.
Sämtliche Inhalte wurden nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und dargestellt. Eine Haftung für deren Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit und Genauigkeit wird ausgeschlossen. Kursentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Dieser Beitrag dient ausschließlich der allgemeinen Bildung und der persönlichen Unterhaltung. Er stellt weder eine Rechts-, Anlage- oder Steuerberatung oder eine Aufforderung zum Kauf / Verkauf der erwähnten Finanzinstrumente (Wertpapiere, ETFs, etc.) dar.
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1 Euro (Zeitschrift). (2011). Empfohlene Portfoliostruktur im Private Banking der Commerzbank (Stand: Juni 2011). Statista. Statista GmbH. Zugriff: 25. September 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/193562/umfrage/empfohlene-portfoliostruktur-im-private-banking-der-commerzbank/
2 Euro (Zeitschrift). (2011). Empfohlene Portfoliostruktur im Private Banking des Bankhauses Sal. Oppenheim (Stand: Juni 2011). Statista. Statista GmbH. Zugriff: 25. September 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/193577/umfrage/empfohlene-portfoliostruktur-im-private-banking-des-bankhauses-sal-oppenheim/
3 Euro (Zeitschrift). (2011). Empfohlene Portfoliostruktur im Private Banking des Bankhauses Metzler im Jahr 2011 (Stand: Juni 2011). Statista. Statista GmbH. Zugriff: 25. September 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/193586/umfrage/empfohlene-portfoliostruktur-im-private-banking-des-bankhauses-metzler/
4 ETFGI. (2020). Anzahl der weltweit verwalteten ETFs von 2005 bis 2019. Statista. Statista GmbH. Zugriff: 25. September 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/219379/umfrage/anzahl-der-etfs-weltweit-seit-1997/
5 ICI. (2019). Anzahl der weltweit verwalteten offenen Investmentfonds in den Jahren von 2013 bis 2018. Statista. Statista GmbH. Zugriff: 25. September 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/219484/umfrage/anzahl-der-weltweit-verwalteten-investmentfonds-seit-2001/
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